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Was du tun kannst, wenn dein Kind (noch) nicht spricht

Aktualisiert: 8. Okt. 2023


Welche Bedeutung hat Sprechen für uns?


Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, warum wir so sehr am Sprechen "festhalten" - warum der Wunsch nach Lautsprache so groß und normal ist. Die Lautsprache ist unsere Art und Weise zu kommunizieren. Wir drücken über Sprache nicht nur unsere Bedürfnisse, Wünsche, Gedanken und Meinung aus, sondern stellen über diese auch Gemeinsamkeiten und Interaktionen her. Durch das Sprechen fühlen wir uns als Teil einer Welt; sie bildet für die meisten von uns also unsere Lebenswirklichkeit.


Doch nicht nur das, Sprechen bietet uns gleichzeitig auch Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Da das Sprechen so selbstverständlich für uns ist, denken wir nicht wirklich darüber nach, dass Sprechen aber nicht der einzige Weg zu kommunizieren ist. Geschweige denn, dass es Menschen gibt, die die Lautsprache nie erwerben. Mit dem Gedanken beschäftigen die meisten von uns sich im Leben nicht einfach so.



Wieso ist die Bedeutung von Lautsprache wichtig?


Die Bedeutung der Lautsprache ist deshalb so wichtig, weil sie eine Erklärung dafür liefert, warum es uns oft so schwer fällt zu realisieren und zu akzeptieren, wenn unser Kind nicht über die Lautsprache kommuniziert. Du musst dich nicht nur daran gewöhnen, dass in der Interaktion mit deinem Kind ein entscheidender Aspekt (nämlich die Kommunikation) anders läuft, sondern fühlst dich gleichzeitig auch verunsichert. Verunsichert, weil du dir nicht sicher bist, ob du die Zeichen deines Kindes richtig deutest, aber auch, weil du es nicht fragen kannst ob es Schmerzen, Hunger oder etwas anderes hat. Die Angst vor neuem und das Alte, Bekannte loszulassen im Zusammenspiel mit Unsicherheit bewirkt, dass wir häufig lange an dem Erwerb der Lautsprache festhalten und darauf warten. Was auch völlig normal und vollkommen in Ordnung ist. Aber es genauso wichtig, sich irgendwann damit zu beschäftigen welche anderen Möglichkeiten zu kommunizieren es denn noch gibt.



Was ist Unterstützte Kommunikation?


Unterstützte Kommunikation in 1-2 Sätzen zusammenzufassen ist unmöglich, da sie mittlerweile ein großes Spektrum zu bieten hat (Gott sei Dank). Trotzdem folgt hier eine kurze Erklärung für dich. Der Begriff Unterstützte Kommunikation (= UK) bezeichnet alle Kommunikationsformen für Menschen mit schwer verständlicher, begrenzter oder fehlender Lautsprache, die dann die "unzureichende" Lautsprache unterstützen. Im englischen wird der Begriff AAC (Augmentative and Alternative Communication) hierfür benutzt, vielleicht hast du den schon einmal gehört. Zu den Methoden der UK gehören körpereigene (z. B. Gebärden) und körperfremde (z. B. iPad) Kommunikationsformen, welche die vorhandenen Kommunikationsfähigkeiten individuell abgestimmt ergänzen, ersetzen und erweitern. UK bietet also für Menschen jeden Alters, die kaum, gar nicht, oder nicht mehr ausreichend lautsprachlich kommunizieren können, Alternativen, um sich wirksam mitteilen zu können (von Tetzchner & Martinsen 2000). So kann Sprache und Kommunikation ermöglicht werden. Mehr Infos zu UK findest du hier:


UK soll Menschen die Möglichkeit bieten, am Leben teilzuhaben (was mit eingeschränkten bzw. nicht vorhandenen Kommunikationsmöglichkeiten erheblich erschwert wird). Kommunikation macht einen elementaren Bestandteil unseres Lebens aus, weswegen es unheimlich wichtig ist hier geeignete Kommunikationsform(-en) zu finden, was allerdings bedeutet, dass auch das Umfeld sich darauf einlassen muss. Denn es bringt deinem Kind nichts, wenn du es mit einem Hilfsmittel wie einem RehaIpad “versorgst”, aber nicht selbst lernst (denn UK ist im Endeffekt nichts anderes als eine Fremdsprache, die wir neu erlernen) über das iPad mit deinem Kind zu kommunizieren.


Kommunikation und ein Verständnis dafür, entstehen stets in Interaktion. Dein Kind kann erst verstehen, welche Sinn das iPad für ihn hat, wenn es diesen in der Interaktion mit dir (oder anderen Bezugspersonen) erlebt. Aber wie genau das funktioniert und wie ihr UK in eurem Alltag einsetzen könnt, dazu wird es einen einzelnen Blogbeitrag geben. Trotzdem erhältst du hier einige Anregungen:


Finde neue Wege


• Beschäftige dich weniger mit dem “was nicht da ist” als mit dem “was da ist”. Dein Kind wird definitiv mit dir kommunizieren, versuche im Alltag darauf zu achten was dein Kind tut um mit dir in die Interaktion zu treten. Welche Bedürfnisse hat dein Kind, welche Verhaltensweisen zeigt dein Kind bei Hunger, Müdigkeit, Schmerzen, usw. Den Blick auf das zu richten, was da ist hilft häufig die Perspektive zu wechseln und sich für Neues zu öffnen.


• Mach dir bewusst, dass Kommunikation zuhause keine Förderung oder Therapie sein sollte. Du bist nicht der/die Sprachtherapeut/in deines Kindes. Ihr solltet euch in der Kommunikation als Mama/Papa und Kind erleben und nicht künstlich hergestellte Situationen erschaffen. Dein Kind hat mehr davon, wenn du versuchst die Kommunikation an seine Bedürfnisse anzupassen, als wenn du täglich mit ihm eine Stunde lang die Lautsprache “übst”.


• Beziehe dein Kind mit ein. Häufig tendieren wir dazu, Kindern z. B. weniger Fragen zu stellen oder gewisse Dinge nicht zu sagen, weil wir keine Antwort erhalten bzw. erwarten. Es ist aber wichtig deinem Kind trotzdem die Möglichkeit zu bieten. Nur weil dein Kind (noch) nicht lautsprachlich antwortet, sollte der Input durch dich trotzdem immer erfolgen

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